Wie gefährlich ist Handystrahlung?

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Handystrahlung umgibt uns, nahezu immer und überall. Wo sich der eine über guten Empfang freut, sorgen sich andere um ihre Gesundheit. Ist die Strahlung gänzlich ungefährlich? Angst prallt auf Gelassenheit. Ein emotionales Thema mit rechtlicher, gesellschaftlicher und gesundheitlicher Perspektive.

Klar ist: Von Handys und Funkmasten geht unterschiedlich starke Strahlung aus. Es gibt thermische und nicht-thermische Effekte dieser Strahlung auf den Menschen. 2011 stufte die WHO hochfrequente elektromagnetische Strahlung, wie sie von Handys, aber auch von Rundfunk und Radar ausgeht, als möglicherweise krebserregend ein. Eine Studie zeigte ein signifikant erhöhtes Risiko für Gliome (eine seltene Form von Hirntumoren) bei Menschen, die sehr viel mobil telefonierten.

Was ist Handystrahlung?

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Bei der sog. Handystrahlung handelt es sich um hochfrequente, nicht-ionisierende Strahlung, Mikrowellen, auch elektromagnetische Felder genannt. Diese Strahlung zählt zum sog. Elektrosmog welcher allerdings weitere elektromagnetische Strahlung einschließt, z.B. die von Hochspannungsleitungen.

  • Handystrahlung geht von Handys und Smartphones, von sog. Handymasten, WLAN-Geräten, DECT-Telefonen, Radio- und TV-Antennen und von Mikrowellenöfen aus
    elektromagnetische Strahlung geht auch von Radargeräten aus
  • in der Medizintechnik wird sie für die Magnetresonanztomografie (MRT) und zur Strahlentherapie von Tumoren verwendet

Mit Hilfe von hochfrequenter elektromagnetischer Felder werden Mobilfunk-Signale übertragen. Unsere Küchen-Mikrowellen arbeiten mit der gleichen Technik, obwohl sie natürlich mit höherer Intensität laufen. Auch Handys und Smartphones erwärmen unser Körpergewebe, indem die von den Mobilfunkgeräten abgehende Strahlung vom menschlichen Körper aufgenommen und in Wärmeenergie umgewandelt wird. Obgleich das nicht sonderlich gesundheitsschädlich klingt, können unsere Organe, allen voran das Gehirn, laut aktueller Studien massiv geschädigt werden.

Problematisch ist bei Handys die Nähe zum Körper: die meisten Nutzer dürften noch immer mit dem Mobiltelefon am Ohr telefonieren, das Gerät also in unmittelbare Nähe der empfindlichen Organe wie Auge und Gehirn bringen.

SAR-Grenzwerte schützen vor elektromagnetischer Strahlung

Einige Körperfunktionen werden schon bei einer um ein Grad erhöhten Körpertemperatur beeinträchtigt. Zum Schutz der höheren Körpererwärmung durch Handstrahlung wurden gesetzliche Grenzwerte festgelegt. Die spezifische Absorbsionsrate (SAR) eines jeden Mobilfunkgerätes gibt an, welche Sendeleistung der menschliche Körper bei der Nutzung (z.B. Telefonieren) aufnehmen kann.

Deutschland und die Europäische Union bestehen bei elektrischen Geräten auf die Unterschreitung des SAR-Richtwertes von 2 Watt pro Kilogramm. Das soll sicherstellen, dass sich keine Stelle am Körper um die kritische Temperatur von einem Grad erhöht. Hierdurch gelten gesundheitliche Beeinträchtigungen nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen als ausgeschlossen. Aber eben nur, wenn es sich um direkte Folgen einer unmittelbaren Körpererwärmung handelt.

Elektrosensibilität oder die Gefahr trotzt dem Grenzwert

Es ist wie immer: Die Experten sind sich uneinig darüber, ob elektromagnetische Strahlung eine gesundheitsgefährdende Wirkung hat, die nichts mit der Temperaturerhöhung am Körper zu tun hat. Aber wie gefährlich ist die dauerhafte niedrige Intensität der Strahlung (unterhalb der SAR-Grenzewerte)?

Im Fokus dieser Diskussion steht ein Krankheitsbild, das als Elektrosensibilität bezeichnet wird. Hier glauben Menschen, mit diffusen körperlichem Unwohlsein auf hochfrequente elektromagnetische Felder zu reagieren. Man klagt über Kopfschmerzen, Atemnot, Übelkeit, Tinnitus, Schlafstörungen und chronische Erschöpfung.

Bereits im Jahr 2002 haben eintausend Ärzte auf die stete Belastung durch Mobilfunk als mögliche Krankheitsursache hingewiesen. Offiziell anerkannt ist eine solche Krankheit aber bis heute nicht. Und das liegt vor allem an der undurchsichtigen und sich oft widersprechenden Studienlage zur Funkbelastung durch Handystrahlung.

Krebs, Tumore & Co. – Handystrahlung im Fadenkreuz

Obwohl es inzwischen viele tausend Studien zur Gesundheitsgefahr der Mobilfunk-Strahlung gibt, sieht sich die Forschung noch immer herausgefordert. Schließlich belegen einige Studien eine gesundheitsgefährdende Wirkung, andere schließen diese aus. Dafür kursieren gerade im Internet jede Menge Gerüchte, dass Krebs, Unfruchtbarkeit, Gendefekte oder Gehirntumore durch die vermeintlich gefährliche Strahlung ausgelöst oder zumindest begünstigt werden.

Allgemein lässt sich aber konstatieren, dass die womöglich mit Strahlung in Zusammenhang stehenden Erkrankungen in den letzten Jahren trotz des rasanten Ausbaus von Handynetzen nicht zugenommen haben. Die letzten Gesetze in der Sache berücksichtigten dies (zuletzt die 26. Bundeimmissionsschutzverordnung von 2013) und sahen keine weitere Reduzierung der Strahlenbelastung vor.

Übrigens: Ob das Telefonieren mit dem Handy tatsächlich das Krebsrisiko erhöht, ist nicht erwiesen. Deshalb heißt es bei der WHO auch nur, dass die Strahlung möglicherweise krebserregend sei. Die Daten zu einem o.g. erhöhten Hirntumorrisiko von Vieltelefonierern sind sehr umstritten. Dazu kommt: Bislang fehlt eine plausible Erklärung, wie die Handystrahlung zu Krebs führt.  Es „konnten keine entsprechenden biologischen Mechanismen gefunden werden: Laborversuche ergaben keine aussagekräftigen Hinweise auf eine Zellschädigung“, lässt der Krebsinformationsdienst verlautbaren.

Was lernen wir daraus? Handystrahlung macht möglicherweise langfristig krank. Wer besonders vorsichtig ist oder elektrosensibel reagiert, sollte strahlungsarme Handys und Smartphones mit sehr niedrigen SAR-Werten kaufen. Wir halten auch einige Tipps zum einfachen Schutz vor Handystrahlung bereit.

Dieser Artikel ist Auftakt zu einer Serie über Handystrahlung, Funkwellen und der Vermeidung unnötiger Strahlung.