Breitbandmessung: Internet ist oft zu langsam

Breitbandmessung: Internet ist oft zu langsam - MobileSpeedtest.de
Bundesnetzagentur

Erstmals hat die Bundesnetzagentur einen Bericht zur Bandbreitenmessung vorgelegt. Auf ihrem Portal breitbandmessung.de kann man ähnlich wie bei uns seine Internetgeschwindigkeit testen. Das Ergebnis ist wenig überraschend, aber selten so gut belegt: Die Internetanschlüsse sind in der Praxis wesentlich langsamer als von den Providern versprochen.

Der genannte Bericht der Bundesnetzagentur enthält die Ergebnisse der deutschlandweiten Breitbandmessung der Benutzer seit dem 25. September 2015. Und die sind eindeutig: Die hiesigen Provider versprechen hohe Übertragungsraten, die sie im Endeffekt nicht liefern. Boom. „Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erreichen Kunden oft nicht die maximale Geschwindigkeit, die ihnen in Aussicht gestellt wurde“, erklärt der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann.

50% der Nutzer erreichten beim Test im Festnetz mindestens 60 Prozent der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate; bei zwei Anbietern erreichte die Hälfte der Nutzer sogar mehr als 90 Prozent. Jedoch gab es nicht nur Unterschiede zwischen den jeweiligen Providern (ISPs), sondern auch zwischen den abgeschlossenen Tarifen in den einzelnen Bandbreiten-Klassen.

Maximale Datenübertragung wird bei Breitbandmessung quasi nicht erreicht

ADSLAsymmetric Digital Subscriber Line (ADSL) ist die derzeit häufigste Technik für Breitbandanschlüsse. Es wird eine asymmetrische Datenübertragungsrate mit höherer Empfangs- als Senderate angeboten. (Quelle: Wikipedia)Nur 4 bis 25 Prozent der Kunden mit einem klassischen Festnetzanschluss erreichten bei der Bandbreitenmessung die gebuchte maximale Datenübertragungsrate. Die niedrigsten Werte betrafen hier allen voran die ADSL-Anschlüsse mit 8 bis maximal 18 Mbit/s. Sieht man sich den Tagesverlauf an, fallen die Übertragungsraten vor allem in den Abendstunden. Und hier wiederum vor allem in der Bandbreiteklasse „200 bis kleiner als 500 Mbit/s“.

Eine einfache Erklärung ist das Nutzungsverhalten der Kunden in den Abendstunden. Hier sorgen Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime dafür, dass viel Bandbreite belegt wird.

LTE-Spitzengeschwindigkeit ist selten

Im Bereich des mobilen Internets erreichen lediglich 30 Prozent der User mindestens die Hälfte der zugesicherten maximalen Übertragungsrate, bei fest installierten Anschlüssen waren es mehr als 70 Prozent. Hohe LTE-Geschwindigkeiten von 300 Mbit/s würden – wie wir auch mit unserem Speedtest nachvollziehen können – nur selten erreicht. Trotzdem sind die Kunden weitgehend mit den jeweiligen Anbietern zufrieden. Die Autoren des Berichts zur Messung der Bandbreite gehen davon aus, dass Mobilfunkkunden eher die Performance und Mobilität als die maximale Datenrate bewerten.

Auch ältere Studien zeigten, dass Internetanbieter selten die verkauften Übertragungsraten bieten. Im Vergleich zum aktuellen Ergebnis hat sich hier auch leider keine wesentliche Verbesserung eingestellt. „Wenn die Anbieter zukünftig weiter keine realistischen Geschwindigkeitsangaben machen, kann die Bundesnetzagentur gegen einzelne Unternehmen Verfahren durchführen“, sagte ein Behördensprecher.

Etwa 160.000 Speedtests wurden ausgewertet

Für diesen Jahresbericht des Bundesnetzagentur wurden Messungen von September 2015 bis September 2016 herangezogen. Datengrundlage der Studie sind 106.159 valide Messungen für stationäre Breitbandanschlüsse und 53.651 Messungen für Mobilanschlüsse. Die Auswahl der Teilnehmer war nicht zufällig, sondern freiwillig durch die User: Jeder Internetnutzer konnte und kann die Breitbandmessung durchführen und so Daten beisteuern.

Die Breitbandmessung soll grundsätzlich Transparenz schaffen und den Handlungsdruck auf die Anbieter verstärken.

Update: Bußgeld für zu langsames Internet

Die FAZ berichtete am 5. April 2017, dass die Bundesnetz­agentur mit dem Gedanken spielt, Bußgelder gegen Internet-Anbieter zu verhängen, wenn sie die versprochenen Geschwindigkeiten nicht tatsächlich bereitstellten. „Wir können die Bürger bei diesen massenhaften Abweichungen zwischen angepriesener und tatsächlicher Leistung nicht allein lassen“, sagte Jochen Homann Bezug nehmend auf die Breitbandmessung auf einer Konferenz in Bonn. Man werde perspektivisch „von Amts wegen“ aktiv Bußgeldverfahren einleiten, führte der BNetzA-Präsident aus.

Die hierfür benötigte Änderung des Telekommunikationsrechts sei zudem auf einem gutem Weg, die Behörde arbeite bereits an klaren Vorgaben für die Verhängung von Bußgeldern. Dabei gehe es darum, wie groß die Abweichungen genau sein müssen, um als sanktionierbarer Vertragsverstoß betrachtet zu werden. Noch in diesem Monat soll das Konzept für solche Bußgeld-Sanktionen stehen.